Fast wie im Urlaub, wir schlafen aus. Und trotzdem scheint noch die Sonne, als wir endlich das Womo verlassen. Wir haben gestern eine Wanderkarte fotografiert und nun haben wir den Plan gefasst, einen kleinen Morgenspaziergang durch den Wald zu machen. Doch das Vorhaben wird schon jäh durch den Antik- und Vintageladen am Ortseingang von Ruprechtsstegen unterbrochen, den wir nach 15 Sekunden erreichen.
Ein altes Haus, angefüllt mit altem Kram. Den Mädels gefällts. Mama hätte gern einen kitschigen Weihnachtsteller und Tochter einen Wecker aus USSR Produktion. Den Wecker müsste Tochter allerdings jeden Tag aufziehen, der Teller braucht keine weitere Nachbetreuung. Also nehmen wir den…
Bald darauf stehen wir endlich vor dem Fels. Kletterer sind keine zu sehen, dann begeben wir uns selbst mal zum Wandfuß. Tochter und ich klettern die steile Grasnarbe rauf und entdecken oben ein kleine Höhle unter der schönen Kletterwand. Toll, allerdings wartet Mama unten und so kraxeln wir bald wieder runter und begeben uns gemeinsam auf den Wanderweg in den tiefen Wald. Zuerst zwischen steilen Kalkwänden, dann unter hohen Fichten bewegen wir uns nun. Draußen war es recht schwül, hier ist es angenehm.
An einer Kreuzung können wir rechts oder links. Links führt allerdings kein Rundweg zurück, rechts schon. Also wenden wir uns rechts, obwohl in die entgegengesetzte Richtung das ND (Naturdenkmal?) Andreas-Kirche ausgeschildert ist. Ich habe keine Ahnung, was das ist und bin ein wenig traurig, dass ich es nie erfahren werde.
Doch so ist es nicht, denn nach wenigen hundert Metern steht ein Wegweiser Andreas-Kirche, der nach links ins Unterholz weist. Aha, der Weg geht hier noch parallel zum anderen und wir könnten queren zur Sehenswürdigkeit. Machen wir! Brennnesseln und Grünzeug zu Seite biegend, schlagen wir uns zur anderen Seite durch, biegen um zwei Ecken und stehen vor einer riesigen Höhle. Aha, dass ist also die ominöse Kirche! Das gucken wir uns natürlich an.
Doch nun zurück zum eigentlichen Weg und weiter dem blauen Kreuz folgen. Die Wege sind hier übrigens top markiert und an größeren Kreuzungen stehen Wegweiser mit Kilometerangaben. Wunderbar.
Der Weg führt nun über Wiesen und durch Wald, erst nach oben und dann durch das Kipfental wieder nach unten. Bald ist die Bahn wieder zu hören, wir nähern uns also wieder dem Fluss. So ist es, und genau am Dorfbrunnen kommen wir wieder heraus. Von da ist es nicht mehr weit bis zum Biergarten am Fluss. Der hat nun sogar geöffnet und und so kehren wir da ein.
Selten so schön gesessen. Wir sitzen auf perfektem Gras genau in der Biegung des Flusses. Gegenüber Felswände und Wald, die Sonne scheint und ab und an treibt ein Kanu vorbei. Komplett mit Insassen natürlich, aber manchmal hat das Boot eher die Kontrolle übernommen. Hier Brotzeiten wir zünftig und am Kiosk kann man sogar den Ball für den Kicker bekommen. Also Kickern wir noch Outdoor und Sabine gewinnt!
Wir können uns irgendwann losreißen und laufen denselben Weg wie gestern zurück, heute immerhin in der Sonne.
Nun fahren wir die Pegnitz aufwärts. Nett sieht das aus hier, wir müssen wirklich mit Boot wiederkommen. Unser nächstes Ziel ist die Maximiliansgrotte. Ein paar leicht romantische Dörfer passieren wir noch und stehen bald vorm Höhleneingang. Passenderweise fängt es an zu schütten. Nunja, wir wollten eh in die Höhle und das Wetter unterstützt uns nun dabei. Mit Regenjacken steigen wir nun ein und das ist auch ganz gut, denn die Unterwelt hat hier 8 Grad.
400 von 1200 Meter Höhle sind erschlossen. Zuerst steigen wir steil abwärts, dann wieder aufwärts. Stalagmiten und -titen gibt es reichlich zu sehen und auch Erklärungen, was sie alles darstellen. Wir bekommen immerhin den größten Stalagnaten Deutschlands gezeigt und den Elefanten mit Reiter, der tatsächlich so aussieht.
Interessanter ist aber, das die Höhle eine natürliche Öffnung nach oben hat. Hier fällt nicht nur allerhand Grünzeug rein, sondern in einem lang vergangenen Krieg hat man darin auch die Leichen des Gegners entsorgt.
Wenig später ist wohl zufällig eine verwirrte Schankfrau reingefallen. Hat es aber überlebt, da sie weich fiel (auf die Leichen brrr) und als sie nach fünf (!) Tagen gerettet wurde, war sie angeblich nicht mehr verwirrt. Danach hieß die Höhle eine Zeitlang Wunderhöhle. Waren wohl harte Zeiten damals, denn wäre das heute passiert wäre wohl definitiv eine verwirrte Frau wieder RAUSgekommen…
Wie auch immer, wir gucken uns noch ein paar Kalkablagerungen an, dann stehen wir schon am Ende des Rundgangs. Vor einem Häufchen Knochen. Manchen von den erwähnten Soldaten und andere von Braunbären, die hier früher lebten.
In der Außenwelt zeigt man uns noch das Windloch (den natürlichen Höhlenausgang durch den wir eben noch von unten rausgeschaut hatten) und dann ist die Führung vorbei. Da wir bereits oben auf dem Hügel stehen, laufen wir noch etwas zwischen den Felsen herum. Hier bekomme ich nun von Tochter eine ganze private Führung über Flora und Fauna.
Irgendwann stehen wir wieder unten und wie zufällig vor der Karte des nahen Restaurants. Hört sich gut an, was da drauf steht. Also bleibt die Küche kalt, wir haben es sowieso nicht mehr zum Supermarkt geschafft.
Wir kehren also ein, und das Restaurant entpuppt sich als recht schön mit noch schönerer Aussicht über das Tal. Noch dazu gibt es auf der Tageskarte Haxen aus dem Holzofen. Da kann man nicht nein sagen. Auch die Damen finden etwas und ein paar leckere Biere finden auch noch zu uns, sodass wir wunderbar speisen und trinken.
Sabine hatte vorher noch bedauert, das wir nicht in Tschechien sind, hatten wir doch damals dort so oft gut und günstig gegessen. Doch hier ist es verdammt lecker und fast genauso günstig. Und da Tochter so brav war (zumindest im Restaurant) bekommt sie von der Bedienung sogar ein kleines Täschchen geschenkt! Und wo kann man schon vom Abendessenstisch Rehe beobachten?
Stellplatz: Parkplatz vor der Grotte, schräg und einsam. Und ruhig!