Morgens klopft es am Bus. Die Campinggebühr wird eingetrieben. Ich frage die Dame gleich, wie denn die Straße weiter in den Park nach Hljodklettar aussieht. Die Hälfte ist geteert, die andere Hälfte Piste, die aber gerade gestern erst neu geglättet wurde. Und zum Schluss geht es steil nach unten. Aber normale PKW kämen durch.
Okay, dann lassen wir die Wanderung vorm Camping hier sausen und machen lieber die vulkanische weiter drin. Wir fahren also wieder zurück zur Straße und dann die 862 rein. Sie wird nach ein paar Kilometern zu einer schmalen Piste. Und bei dem Sonnenschein – erwähnte ich heute schon das Wetter? – staubt es ordentlich hinter uns. Die Piste ist in Ordnung, aber es rumpelt ordentlich.
Doch dann biegen wir ab zum Hljodklettar. Dieser Teil wurde wohl nicht gemacht. Üble Waschbrettpiste und dann geht es auch noch steil nach unten. Wir eiern da runter, wohl wissend, das wir da wieder hoch müssen.
Unten erwartet uns der landschaftlich schönste Camping auf der ganzen Reise. Grüne Wiesen umrundet von bunten Tephra- und Basaltfelsen im lichten Wald. Dumm, das wir hier gar nicht bleiben wollen.
Wir halten am Ende des Campings, da wir uns den Rest der Piste nicht mehr antun wollen. Außerdem kann man hier auch loslaufen. Genau das tun wir. Durch lichten Wald und schöne Wiesen laufen wir nun auf imposante Basaltfelsen zu. Es ist warm, Vögel flattern, die Schlotfüllungen voraus, man wähnt sich im Sommerurlaub in der Auvergne oder so.
Immer rechts haltend klettern wir bald auf und ab, über und zwischen Säulen aus Stein. Linkerhand ein Panoptikum aus weiteren Basaltsäulen. Verdreht in Rosetten und als hätte ein Künstler dort Gesichter herausgearbeitet.
Nach links biegen wir ab zur Kirkja. Das ist eine Höhle, na aus was? Basaltsäulen natürlich. Mara ist allerdings nicht so beeindruckt.
Also laufen wir weiter durch die imposante Landschaft. Nun halten wir auf eine Basaltmauer zu. Sieht aus wie eine Staumauer, aber eben vulkanischen Ursprungs. Sie staut aber nichts, denn in der Mitte ist eine Bresche. Da steigen wir durch und nun steil auf Stufen den Hang hoch.
Der Hang vor uns wird nun bunt. Wir besteigen nämlich einen Vulkan. Tolle Aussicht von hier oben. Unten rauscht der Fluss, Steilabbrüche links und rechts hinterlassend. Der Vulkan vor uns leuchtet in Rottönen, abgesetzt mit schwarz.
Wunderbar! Wir gehen noch etwas weiter zu einer zweiten Aussicht. Hier kann man noch etwas besser in den vulkanischen Hang schauen.
Auf einfachem Weg durch das Grün laufen wir nun zurück. Wir schwitzen und brutzeln in der Sonne. Man glaubt gar nicht, das wir gerade in Island herumwandern.
Passend zum Mittagessen sind wir zurück. Danach hat keiner mehr richtig Lust nochmal zu wandern. Diese Wanderung plus das Wetter war so genial, das kann man heute gar nicht mehr toppen. Dann mal was anderes. Wasserfall mit Sonne wäre doch was, beim Dettifoss, der nur 22km von hier weg ist, war ja eher wenig Sonne.
Doch wir fahren nicht zum Dettifoss. Wir sind ja auch 150 statt 22 km gefahren um hier hinzukommen, da wir außen herumfahren mussten. Unser Bus ist halt nicht geländetauglich. Trotzdem müssen wir jetzt zurück und die steile Piste hoch.
Vollgas über übles Wellblech. Unser armer Bus. Es kracht und rüttelt. Dann sind wir oben und eine Staubfahne durch die Landschaft ziehend bald wieder auf Teer.
Kurz vor Husavik wird das Wetter spannend. Eine Wolkenwand liegt auf dem Meer, sowas haben wir noch nicht gesehen. Genau wie im Uralt-Horrorschinken ‚the Fog‘. Und sieht genauso unecht aus.
Ist sie aber nicht, kurz vor dem Ort hängen wir nämlich drin. Was ein Glück, das wir gestern Whalewatchen waren! Wir sehen die Boote auslaufen und im Nebel verschwinden, das wäre ja blöd gewesen.
Nach ein paar Kilometern ist der Spuk wieder vorbei und wir fahren im schönsten Sonnenschein. Zum Godafoss. Ein wirklich schöner Wasserfall. V-förmig ergießt sich wunderbar türkises Wasser in einen Kessel. Wir steigen ein paar Treppen ab und schauen uns das von unten an. Eindrucksvoll, diese Wassermassen im Gegenlicht.
Von oben sieht es aber schön aus. Doch irgendwann müssen wir uns lösen und fahren weiter gen Westen.
Akureyri ist unser Ziel. Wir stellen uns auf dem Camping auf, Islands Maximum Profit Law sei dank. Dann schauen wir uns noch etwas die ‚Hauptstadt des Nordens‘ an. Ein wenig wie Reykjavik in klein. Viel Kunst, ein paar hübsche Häuschen und eine Fußgängerzone. Ganz schön und sogar jetzt um 9 Uhr abends haben die Geschäfte noch geöffnet.
Tochter will natürlich in alle rein. Aber Shoppen macht in Island wirklich keinen Spaß. Wir haben ein Taschenbuch für über 30 Euro in der Hand, eine Strickmütze für 70 und Handwärmer für 80.
Wir kaufen also nichts, sondern laufen zum Hafen. Der kann aber nichts und so kehren wir wieder zurück, damit Tochter noch etwas mehr Kitsch anschauen kann.
Es ist bald 10, die Geschäfte schließen, aber die Straßenlaternen sind noch immer aus. Hauptstadt des Nordens eben bei fast 66° Nord.
Camping Akureyri: teures Stück Wiese, aber immerhin sehr zentral